Presseberichte über den URFAUST

                                                                                                    

 

Die  Süddeutsche Zeitung   schreibt am 17. März 1997 über die Premiere

des URFAUST  im  INTERIM  am 14. März 1997:

 

" Ein diabolisch - faustisches Spektakel "

 

München -  Welche Spielstätte würde sich besser eignen, Goethes berühmteste Tragödie in ihrer ursprünglichen Form aufzuführen, als eine ehemalige Kirche? Das alte, ehrwürdige INTERIM  in München-Laim war am Freitagabend Schauplatz einer aussergewöhnlichen Theaterpremiere.

Da spielt doch wirklich ein einziger Schauspieler 90 Minuten lang einen

FAUST in allen Personen, derart eindrucksvoll, dass sich das Publikum die Augen reiben muss. So viel Verwandlung in einer Person,

wie  Michael Jacques Lieb es tut, hat Goethes  " Urfaust ", den der Dichter

als Fragment in jungen Jahren, vor Faust I und Faust II schrieb, auf diese Art bestimmt noch nicht erlebt. Da wird aus dem grübelnden, polternden Faust urplötzlich der herrlich naive Schüler; aus dem lüsternen Professor das

brave, unschuldige Gretchen und aus dem

hinterfotzig-irrwitzigen Mephisto gleich eine ganze Horde grölender und besoffener Studenten in Auerbach's Weinkeller.

Dies auch noch mit klassischer Gitarre und gewaltig-romantischer Minnesängerstimme. Flösse aus dem mit kreischendem Bohrer 

geschundenen Tisch gar noch echter Wein, wäre dies das einzige,

was vielleicht für noch mehr Verwunderung sorgen würde. Wohl aber wird

echter Rotwein, wo immer er auch herkommt, den Zuschauern von Mephistopheles höchstpersönlich, teuflisch charmant kredenzt. Lieb, Schauspieler und Regisseur in einem, schafft es mit seinem Einmanntheater

" Theatro LieBido " auf unglaubliche Art und Weise, den nicht gar leicht verständlichen Stoff, an welchem sich schon ganze Theaterensembles die Zähne ausbissen, wirkungsvoll und spannend dem staunenden Publikum

nahe zu bringen. Und dies tut er nicht nur auf der Bühne, in kargem

Bühnenbild - nein, gleich mitten unter dem Volk. Ein hautnaher Volksschauspieler ist da am Werk, ehrlich und ungeschminkt ( im wahrsten Sinne des Wortes, denn Lieb schminkt sich nicht ). So wirft er sich einer

holden Dame mit einer Inbrunst sonders gleichen vor die Füsse und ruft

ihr mit ausgestreckten Armen zu : " Wo fass ich dich, unendliche Natur, euch Brüste, wo ... ihr Quellen allen Lebens ?"  Kein Wunder, dass die Dame

erst mal schlucken muss, dann aber die ungestüme, forsche Aktion mit einem verzückten, hingerissenen Lächeln belohnt.   Wie dieser dynamische Schauspieler den schweren, sich reimenden Text auf so leichte und

natürliche Art und Weise -  an manchen Stellen, wie z.B. der Kerkerszene

jedoch auch dramatisch und mitreißend  -  an den Mann bzw. die Frau bringt,

ist wirklich bestaunenswert. Dem großen Goethe selbst, hätte diese Premiere wahrscheinlich sehr gefallen. Dies wäre damals sicher ein Grund gewesen, nach solch gelungenem Unterfangen, den Wein zwar nicht aus einem Tisch, wohl aber aus einem großen, hölzernen Fass, wie einen Quell des Lebens,

in Strömen fliessen zu lassen.

 

Weitere Kritiken:

Wetzlarer Neue Zeitung                               25.6.1999

Der "URFAUST" als Einpersonenstück

Wetzlar - Goethes " Urfaust " als Einpersonenstück - kann das gutgehen ? Knapp 150 Zuschauer waren bereit, das von der Stadtbibliothek und der Phantastischen Bibliothek veranstaltete Wagnis im berühmten " Lottehof " als Freilichtaufführung mit anzusehen. An diesem Ort hatte der junge Goethe

seiner Zeit, als er sich in  Wetzlar aufhielt, die schöne Charlotte Buff gefreit.

Um es vorwegzunehmen, die Aufführung wurde ein Erfolg. Dies lag vor allem

an der Darstellungskunst von Michael Jacques Lieb aus München, der Faust und Mephisto ebenso sicher verkörperte wie die Kupplerin Marthe oder das schüchterne Grethchen. Kostümierung und Bühnenbild waren so mager, daß alles von der Mimik und Gestik Liebs abhing, der in den Dialogen in rascher Folge den Wechsel der Personen darstellte. Dies gelang ihm bravourös. Mephisto zeigte er als schmierigen, verschlagenen Verführer ohne Skrupel. Faust interpretierte er als heißblütigen Gelehrten, der in seinem Streben

nach überirdischer Erkenntnis und Lust keine Grenzen kennt. Lieb macht aus Goethes klassischer Tragödie ein burleskes Spiel aus Liebe, Lust und Leidenschaft, das ganz im Sinne Goethes auch komödiantische Züge trägt.

                                                         

Süddeutsche Zeitung      5.4.2001

Teuflischer Spaß

Michael Liebs " Urfaust " hat es in sich.

Grafing b. München - Die Deutschgrundkurse des Grafinger Gymnasiums, kamen am Mittwoch Vormittag in den Genuß einer ganz besonderen, unmittelbaren Art von " Unterricht " in der Grafinger Stadtbücherei. Der Schauspieler Michael J. Lieb spielte den"Urfaust" als Solist in dreizehn locker aneinander gereihten Bildern. Michael J. Lieb hatte sich für seine Darbietung hauptsächlich jene Themen herausgepickt, die in der Erfahrungs- und

Ideenwelt junger Menschen besonders wichtig sind. Die Zweifel am Sinn der Lehranstalten, die Wut auf die moralische Heuchelei der Gesellschaft und

nicht zuletzt die aufschäumenden Leidenschaften der Liebe. Was beim Lesen heutzutage meist verborgen bleibt und von Lehrkräften gern wortlos

übergangen wird, zerrt Lieb wieder teuflisch grinsend hervor. All die zotigen Anspielungen Goethes und derben sexuellen Metaphern werden in seinem

Spiel schlagartig deutlich. Lieb hält sich nicht zurück, warum auch.

Der Mann ist kein konservativer Ästhet, der gern Blankverse deklamiert,

er ist im positiven Sinne ein Rabauke. Wenn sein Mephisto sauer wird, dann wird er es nicht auf stilisierte, sondern auf ziemlich direkte Art.

In "Auerbachs Keller" wird nicht nur vom Franzosenwein geredet, er wird

auch ausgeschenkt. Einem Mädchen in der zweiten Reihe ißt  er als Mephistopheles kurzerhand einen Löffel Eis aus ihrem Eisbecher weg, um ihr gleich darauf  flüsternd verständlich zu machen: " Gefühl ist alles ". Vor einer anderen Schülerin wirft er sich auf die Knie, berührt sie sanft und spricht sie durchdringend an. Das ist künstlerisch schon clever; hat der Grafinger " Faustus " mit der verschreckten Schülerin doch sogleich eine perfekte Verkörperung des jungen Gretchens vor sich, das nicht so recht weiß, wie ihr geschieht. Lieb macht seinen Faust zum Rebellen, zum jugendlichen Stürmer

mit einer Schwäche für die Freuden des Lebens. Und damit bekommt Faust

ein Gesicht, endlich, statt eines gelben Reclam-Umschlags.

 

Nürnberger Nachrichten ( Weissenburger Tageblatt ) 21.November 2002

Stehende Ovationen für furioses Theater

Weißenburg -  Da steht er nun - alles andere als ein Thor - und er ist so gut, wie hier selten einer zuvor. Und weil dem so ist, geschieht, was bei einer Theateraufführung im Kulturzentrum Karmeliterkirche nur in Ausnahmefällen passiert. Das Publikum im Saal erhebt sich von den Plätzen und spendet

dem Schauspieler stehende Ovationen.

Wohlgemerkt nur einem Schauspieler, nämlich Michael Jacques Lieb, der

zuvor 90 Minuten lang eines der schwierigsten Dramen deutscher Literaturgeschichte im Alleingang zelebriert hatte: Goethes " URFAUST ".

Es war die verdiente Verneigung des

(auffallend jungen) Publikums vor dem Künstler. Vor allem nach der Pause zeigte der Wahlmünchner mit der großen persönlichen Affinität zu

Weißenburg eine furiose und bisweilen atemberaubende Leistung. Faust, Gretchen, Mephisto, die saufenden Studenten in Auerbachs Keller -

er flog nur so zwischen den Rollen hin und her. Seine Inszenierung war an manchen Stellen des ersten Teiles gewagt, in Zügen modernistisch vielleicht. Das aber brachte den Faust in gewisser Weise locker und zeitgemäß

herüber, ohne ihn vom Olymp zu stürzen, der ihm gebührt. Und wie schon bei der ersten (nur Oberstufen-Gymnasiasten vorbehaltenen) Aufführung des URFAUST im Frühjahr bezog Lieb sein Publikum intensiv in die Handlung mit ein. 170 Zuschauer riss der Schauspieler mit, den man in Weißenburg

künftig noch viel öfter sehen möchte.

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Mainburger Zeitung                               17.12. 2005

 

 

Süddeutsche Zeitung                                      17.02.2006

 

 

 

 

 

Süddeutsche Zeitung                                         9./ 10. Februar 2008         

Gekonnt schlüpft der Schauspieler mit einer besonderen Leichtigkeit abwechselnd in alle Rollen  dieses schwierigen Dramas.

Dabei bezieht er seine Zuschauer in die Szenen mit ein und ermutigt sie (die Abiturienten) sogar noch beschwingt  und lustvoll mitzuspielen. Dies gelingt dann auch noch auf spannende Art und Weise.     Dafür gibt es nur eine Bezeichnung:  "genial".

 

Die vielen verschiedenen Kritiken seit 2008 würden den Rahmen sprengen, deshalb hier die letzte aktuelle Kritik

der Süddeutschen Zeitung vom März 2017:      

link bitte öffnen:    Faust-Kampf                                      

 

 

 

                                                                                                    


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